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Übersicht - Reiseziele - Afrika - Südafrika

Hans G. Golinski, Sepp Hiekisch-Picard (Hrsg.)
New Identities - Zeitgenössische Kunst aus Südafrika


Vor zehn Jahren endete mit den ersten freien Wahlen das System der Apartheid in Südafrika. Insbesondere die bildende Kunst leistet entscheidende Beiträge im gesellschaftlichen Umbruchsprozess: In der Vielfalt der zeitgenössischen südafrikanischen Kunst lässt sich das Streben nach einer neuen nationalen Identität, die auf wechselseitiger Achtung des jeweils Anderen basiert, auf intensive Weise erleben.

Der Band eröffnet einen umfassenden Einblick in die Kunstszene Südafrikas: Vorgestellt werden 16 Künstler mit zumeist aktuellsten Werken, international bekannte Künstlerpersönlichkeiten wie Jane Alexander oder der Documenta-Teilnehmer William Kentridge und in Deutschland noch eher unbekannte Künstler.

Neben Malerei, Plastik, Zeichnung, Installation, Fotografie und Video werden auch traditionelle künstlerische Ausdrucksformen wie Ndebele-Wandmalereien oder Stickbilder als gleichberechtigte Kunstäußerungen gezeigt, ebenso Arbeiten, die - aus der finanziellen Situation der Künstler heraus - aus dem Recycling von Wohlstandsmüll entstehen.

Themenkomplexe der Identitätsbefragung, der Auseinandersetzung mit Urbanität und Multikulturalität sowie das bedrängende Thema AIDS gliedern die Präsentation.

Die vorgestellten Künstler: Jane Alexander, Kay Hassan, William Kentridge, David Koloane, Johann Louw, Rossina Maepa, Esther Mahlangu, Santu Mofokeng, Zwelethu Mthethwa, Samson Mudzunga, Sam Nheengethwa, Berni Searle, Penny Siopis, Andrew Tshabangu, Minnette Vßri, Sue Williamson.

Leseprobe:
Es ist kaum zu glauben, daß seit der Abschaffung der Apartheid bereits zehn Jahre der Demokratie ins Land gegangen sind. Wer in den turbulenten achtziger Jahren aufwuchs, dem mußte es so vorkommen, als fänden die Herrschaft des Terrors und der Unterdrückung nie ein Ende. Doch glücklicherweise geht alles einmal vorüber - selbst die Apartheid.
Ich habe versucht, mich an das zu erinnern, was uns während dieser dunklen Jahre Kraft gab, uns die Hoffnung nicht verlieren ließ, eines Tages die Früchte eines Lebens in einer demokratischen Gesellschaft genießen zu können. Meine unmittelbare Reaktion bestand darin, eine Liste aller politischen Größen aufzustellen, die damals den Kampf anführten - Luthuli, Mandela und Sisulu sind nur einige Beispiele, die mir sofort in den Sinn kamen. Doch ich würde behaupten, daß es noch eine weitere verborgene Kraft gab, die uns (oder zumindest mich) mit Hoffnung erfüllte - und das war die Kunst. Den ersten bleibenden Eindruck hinterließ Kunst bei mir zu Schulzeiten, als ich etwas über Zeichnungen der Buschmänner erfuhr. Plötzlich wurde mir bewußt, daß Kunst selbst in ihrer einfachsten Form die Fähigkeit hat, unsere Bemühungen und unsere Ziele so hoch anzusetzen, daß wir gezwungen sind, auf der Suche nach einem Sinn tief in uns selbst hineinzuschauen.
Es war eine wichtige Erkenntnis - denn in den drakonischen Achtzigern beherrschte die Zensur alles und jeden so sehr, daß wir noch nicht einmal fähig waren, über das zu sprechen, was mit uns geschah. Die Townships erstickten geradezu unter einer Decke der Zensur; wie ein Kessel voll Verwirrung und Frustration, der kurz vor der Explosion stand. Und so geschah es auch - in Form von Toyi Toyi und Protesten und Bürgerwehrleuten, die wüste Beschimpfungen gegen die Regierung skandierten. Es hat mich immer verblüfft, wie witzig und kreativ manche unserer Aktivisten im Angesicht dieser Unterdrückung sein konnten - und natürlich gab es auch Kampfpoesie und Stimmen wie Wally Serote und Sipho Sepamla, wahre Inseln des Mitgefühls im Meer der Brutalität. Breytenbachs Liebesgedichte an seine Frau erinnerten mich an unsere Menschlichkeit: Selbst wenn die Townships Kampfzonen waren, in denen Nachbarn sich gegenseitig ausspionierten und verwahrloste Kinder sich an grauenhaften Tötungen beteiligten, bei denen den Opfern ein benzingefüllter Reifen um den Hals geworfen und angezündet wurde, so waren wir doch Menschen.

Hatje Cantz Verlag, 2004, 210 S.
39,80 Euro
Hardcover, Katalogbuch zur Ausstellung im Museum Bochum, 2004, im Pretoria Art Museum, 2005 und in der Johhannesburg Art Gallery, Frühjahr 2005, m. 40 SW- u. 120 Farbabb., Dtsch.-Engl.
ISBN: 978-3-7757-1489-1


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