Übersicht

Reiseziele
Mittelamerika
Mexiko
Cancun
Mexico City
Acapulco
Baja California
Mexikanische
Riviera

Puerto Vallarta
Yucatán
Zentral

ReisePraxis




Übersicht - Reiseziele - Mittlelamerika - Mexiko - Mexico City

Kathrin Wildner
Zocalo - Die Mitte der Stadt Mexiko
Ethnographie eines Platzes


Mexiko-Stadt ist mit ca. 20 Millionen Einwohnern eine der größten Städte der Welt. Noch in den 90er Jahren rief der Name der Metropole Horrorszenarien von Bevölkerungsexplosionen, Umweltkatastrophen und Unregierbarkeit hervor. Mexiko-Stadt stand als Bild für die Grenzen des städtischen Wachstums und das urbane Chaos. Heute wird die Metropole unter einem anderen Blick betrachtet, mit Interesse für die Aneignung der Räume, für die Organisation des alltäglichen Überlebens und die Bedeutung von sponta­nen Strukturen der Alltagspraxis. In Mexiko-Stadt lässt sich ein von den Bewohnern ausgetüfteltes Sys­tem improvisierter Raum- und Zeitnutzungen finden, das den täglichen Fluss von Waren, Interaktionen und Informationen organisiert. Es ist unvorstellbar, dass die Stadt ohne diese informellen Strukturen funktionieren könnte. Das Chaos, das Spontane, das Temporäre, so scheint es, hindert die Stadt daran, von sich selbst verschlungen zu werden.

Der Zócalo ist der Hauptplatz im historischen Zentrum der Metropole Mexiko. An diesem Platz errichteten die Spanier im 16. Jahrhundert nach der Eroberung der Stadt über dem zerstörten Zeremonialzentrum der Azteken ihre Repräsentationsgebäude: die Kathedrale auf den Tempelruinen, den Vizekönigpalast auf dem Palast des letzten Herrschers der Azteken. Die Freifläche zwischen den Gebäuden, der Platz außer­halb der ehemaligen Tempelmauern, wurde zum neuen Machtzentrum der Kolonialstadt. Bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts war der Platz das funktionale Zentrum der Stadt. Mit dem immensen Stadtwachs­tum in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts entstehen neue funktionale Zentren in der metropolitanen Zone. Der Zócalo bleibt weiterhin das Zentrum, bekommt aber zunehmend symbolische Bedeutung. Nachdem Ende der 50er Jahre die Parkanlage des Platzes betoniert wurde, ist die Mitte der Stadt eine karge 240 mal 240 Meter große Fläche. Die physisch leere Mitte ist beeindruckend, aber auch beunruhi­gend, als müsste sie ständig mit etwas gefüllt werden. Die "leere Mitte" eröffnet einen Raum für die Be­setzung mit Symbolen, Demonstrationen der Macht und unendlich viele Erzählungen. Der öffentliche Platz wird immer wieder neu besetzt, hergestellt, ausgehandelt und umkämpft.

Dietrich Reimer Verlag, 2003, 240 S.
29,00 Euro
Broschiert
ISBN: 978-3-496-02761-4


Titel gebraucht, antiquarisch & neu kaufen bei:

Angebot suchen und bestellen bei booklooker

Angebot suchen und bestellen bei medimops