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Übersicht - Reiseziele - Europa - Italien

Mary Laven
Die Jungfrauen von Venedig
Gebrochene Gelübde - Das wahre Leben hinter Klostermauern

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Venedig im 16. und 17. Jahrhundert. Es ist die letzte brillante Phase der Renaissance der Dogenrepublik. Künstler wie Carpaccio und Bellini, Tizian und Tintoretto wirken im Auftrag großer Mäzene, die Druckerzeugnisse des Aldus Manutius erstaunen ganz Europa.

Im Venedig der Renaissance gab es zugleich mehr Klöster als sonst irgendwo auf der Welt, zeitweilig mehr als 50 Nonnenklöster mit über 3000 Insassinnen. Diese jungfräulichen Kolonien sollten Bastionen der Keuschheit und des Gebets sein, ein Gegengewicht zur sonstigen Weltlichkeit der Republik.

Doch viele, wenn nicht die Mehrzahl der Bewohnerinnen hatten nicht aus religiöser Überzeugung dem weltlichen Leben entsagt und sich in die Abgeschiedenheit der Klausur begeben: aufgrund der Heiratspolitik des venezianischen Adels dienten die Nonnenklöster als Abladeplatz für überzählige Töchter. Und viele dieser in die Klausur getriebenen Frauen wehrten sich gegen ihr aufgezwungenes Leben in Armut, Keuschheit und Gehorsam und riefen so die strengen Sittenwächter der Gegenreformation auf den Plan.

Diese Reaktion der Frauen auf ihr Leben und die Gegenmaßnahmen der Offiziellen sind dokumentiert in erhalten gebliebenen Urkunden. Im Verlauf ihrer Strafverfolgungen befragten die Klosterbeamten neben den Nonnen auch Tausende von Zeugen: Klosterangestellte, Priester, Nachbarn, Freunde und Verwandte von Nonnen. Einschließung sollte die Neugierigen außen vor halten. Und doch sind es gerade die Urkunden ihrer Erzwingung, die uns Zugang zu den Nonnenklöstern Venedigs gewähren.

Jedoch ist dies nur eine der von Mary Laven in ihrer Studie aufgezeigten Ironien und Paradoxien. Selbstverständlich waren alle offiziellen Stellen mit Männern besetzt, und doch finden sich gerade in diesen Urkunden, ausgestellt von männlichen Beamten, die verlorenen Stimmen von Frauen. Frauen hatten in der Republik Venedig - wie überall zu dieser Zeit in Europa - keinen Zugang zu Ämtern oder Einfluss im öffentlichen Leben, ja nicht einmal das Wahlrecht. Hier in der abgeschlossenen Welt des Klosters wählten sie in freier und geheimer Wahl ihre eigenen Vertreterinnen, tätigten zur Verwaltung der oft gewaltigen Besitzungen und Kapitalien der Klöster Immobilien- und Finanzgeschäfte und kommandierten eine Vielzahl von Angestellten.

Die strenge Klausur sollte jeglichen Kontakt mit der Außenwelt und nicht zuletzt die Gefahren der Unkeuschheit im Keim ersticken. Doch durch diese Klausur waren die Nonnen auch zugleich der Kontrolle ihrer Beobachter entzogen, so dass sich auch hier die Absicht oft ins Gegenteil verkehren konnte.

Diese Zwiespältigkeit nimmt Mary Laven in ihrer Untersuchung auf und geht dabei mutig weit über die bisherigen einseitigen Ansätze hinaus. Denn entweder wurden die Nonnen als hilflose Opfer dargestellt - Opfer grausamer Eltern, tyrannischer Äbtissinnen, lüsterner Priester sowie ihrer eigenen Gelüste und Eitelkeiten. Oder sie wurden in die Rolle mächtiger Frauen gedrängt, deren Trennung von der häuslichen Sphäre eher Möglichkeiten denn Beschränkung bedeutete. Beides sind Ansichten von Aussenstehenden, denen Mary Laven die Aussagen der Betroffenen gegenüberstellt. Dabei gelingt ihr sprachlich und inhaltlich, durch die Betrachtung eines an sich kleinen Ausschnitts - Nonnenklöster im Venedig des 16. und 17. Jahrhunderts - eine großartige, weit darüber hinausreichende Schilderung einer faszinierenden Epoche.

Inhalt:
  • Einführung
  • Hinter geschlossenen Türen
  • Nonne werden
  • Blut der Republik
  • Geistlich und Weltlich
  • Die Grenzen der Reformation
  • Stützende Netzwerke
  • Die Unterhaltung von Frauen
  • Karneval im Kloster
  • Verbrechen des Frevels
  • Unter Unverheirateten
  • Keuschheit und Begehren
  • Epilog
  • Danksagungen
  • Liste der Karten und Abbildungen
  • Anmerkungen
  • Bibliographie
  • Liste der Klöster
  • Personen- und Sachregister


Die Autorin
Mary Laven, Historikerin aus Cambridge, erhielt für ihr Buch 2003 den John Llewellyn Rhys Preis, eine Auszeichnung, die jährlich für die beste literarische Leistung im Bereich des Commonwealth an einen Autoren oder eine Autorin unter 35 Jahren verliehen wird.

Magnus-Verlag (Essen), 2004, 256 S.
7,95 Euro
Hardcover, m. zahlr. Abb.
ISBN: 978-3-88400-416-6


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